Top oder Flop - Sind Heilpraktiker/innen für Psychotherapie die schlechteren Therapeut/innen

von (Kommentare: 0)

„Nur studierte Psycholog/innen sind gute Therapeut/innen“ oder „Heilpraktiker/innen sind doch gar nicht richtig ausgebildet“, sind nur zwei Vorurteile, die diesem Berufsstand gegenüber vorgebracht werden. Doch stimmt das zwangsläufig? Oder können auch Heilpraktiker/innen gute, vielleicht sogar bessere therapeutische Arbeit leisten?

Um diese Fragen zu beleuchten, werden wir hier einen realistischen Blick auf den tatsächlichen Vorsprung Psychologischer Psychotherapeut/innen werfen und dir zeigen, wie du ihn aufholen kannst. Zudem setzen wir uns mit der generellen Frage, was eine/n gute/n Therapeut/in ausmacht, auseinander.

Das Psychologiestudium als Vorsprung? Ein Blick auf die Studieninhalte

 

Wer Psychologische/r Psychotherapeut/in werden möchte, musste bis vor kurzem zunächst ein fünfjähriges Psychologiestudium abschließen. Innerhalb dieser Zeit lernten die Studierenden ein sehr breites Spektrum der Psychologie kennen. Von Entwicklungspsychologie über Statistik bis hin zur Betriebs-und Organisationspsychologie werden die unterschiedlichsten Bereiche abgedeckt. Lediglich im Hauptstudium beschäftigen sich diejenigen, die Therapeut/in werden möchten, mit den klinischen Störungsbildern und ihren Diagnosekriterien nach DSM 5 bzw. ICD-10.

Diplom- oder Master-Psycholog/innen sind demnach keine ausgebildeten Therapeut/innen. Die meisten Studienabsolvent/innen arbeiten anschließend in ganz anderen Berufsfeldern. Hierzu gehören etwa Markt- und Meinungsforschungsinstitute oder der wissenschaftliche Werdegang an Hochschulen. Selbst diejenigen, die später den therapeutischen Weg einschlagen, verlassen die Universität lediglich mit einem ersten Grundlagenwissen und müssen im Anschluss eine Zusatzausbildung durchlaufen. Daher hat der Gesetzgeber ein neues Studium vorgeschlagen und den rechtlichen Rahmen dafür geschaffen: Das Psychotherapiestudium. Die mangelnde und oft kritisierte Umsetzung soll nicht Thema dieses Beitrages sein.



Die psychotherapeutische Zusatzausbildung - Garant für gute Seelenklempner/innen?

 

Nach abgeschlossenen Studium qualifizieren sich die angehenden Therapeut/innen in einer dreijährigen Vollzeit- oder einer mindestens fünfjährigen berufsbegleitenden Ausbildung zum/r Psychotherapeut/in. Diese ist nach dem Psychotherapeutengesetz geregelt und wird an einem staatlichen oder staatlich anerkannten Ausbildungsinstitut durchgeführt. Hierbei spezialisieren sie sich auf eine sozialrechtlich anerkannte Therapieform, also die kognitive Verhaltenstherapie, die Psychoanalyse, die tiefenpsychologisch fundierte Therapie oder die systemische Therapie.

Während dieser Ausbildungszeit werden idealerweise die theoretischen Kenntnisse vertieft und erweitert sowie praktische Erfahrungen gesammelt. Etwa zwei Fünftel der Zeit verbringen die Anwärter/innen in einer psychiatrischen Einrichtung.

Man könnte also meinen, dass daraus lauter top ausgebildete Psychotherapeut/innen hervorgehen. Doch wie überall gibt es große Unterschiede. Einige Institute leisten hervorragende fachtheoretische und fachpraktische Ausbildungsarbeit. Absolvent/innen dieser Einrichtungen sind, die persönliche Eignung vorausgesetzt, den Heilpraktiker/innen vor allem bezüglich der Praxiserfahrung weit überlegen. An anderen Instituten fehlt es an Anleitung, Supervision und didaktischer Qualität. Die Auszubildenden laufen quasi nebenher, übernehmen Patientenschulungen ohne darauf vorbereitet worden zu sein und lernen wenig.

Bringt diese Form der Ausbildung also immer hervorragende Therapeut/innen hervor? Ist eine mindestens achtjährige Ausbildung generell ein Garant für gute therapeutische Arbeit? Oder gehört vielleicht mehr dazu? Und kannst du auch auf anderem Wege zu ähnlichen Qualifikationen gelangen?



Zwischen Fachwissen und Empathie - Was macht eine/n guten Therapeut/in aus?

 

Selbstverständlich benötigen auch Heilpraktiker/innen für Psychotherapie fundiertes Fachwissen. Dies ist nötig, um Anamnesen durchzuführen, Diagnosen zu stellen und Therapiepläne zu erstellen und durchzuführen. Doch dieses spezifische Wissen kannst du dir in einer guten Ausbildungsstätte für Heilpraktiker aneignen. Zudem musst du eine Überprüfung bei dem für dich zuständigen Gesundheitsamt ablegen, für die du ebenfalls einiges an Wissen und diagnostischer Kompetenz benötigst. Zwar legst du damit im Vergleich zu einem/r Psychologischen Psychotherapeut/in deine Kenntnisse „nur“ einmal dar. Doch eine gute therapeutische Praxis bemisst sich wohl kaum an der Anzahl der (Über)Prüfungen.

Als gute/r Therapeut/innen benötigst du weitere Fähigkeiten und Kompetenzen, um deinen Patient/innen wirklich zu helfen. Das zeigt sich schon daran, dass nicht wenige Menschen neben ihrer „regulären“ Therapie zusätzlich Heilpraktiker/innen aufsuchen oder gleich ganz wechseln. Und das, obwohl sie dafür meist in die eigene Tasche greifen müssen.

Jede/r Patient/in ist ein einzigartiges Individuum mit einer einzigartigen Problemlage. Du benötigst Empathie und Einfühlungsvermögen, um dich in deine Klient/innen hineindenken, sie verstehen zu können. Diese Fähigkeiten werden nicht durch bloßes Lehrbuchwissen erlangt. Auch kommunikative Kompetenzen helfen dir. Kannst du gut zuhören? Stellst du die richtigen Fragen zur richtigen Zeit? Zudem reflektierst du dich selbst und dein Handeln, etwa indem du von Zeit zu Zeit deine Einstellung zum/r Klient/in und deinen Therapieansatz hinterfragst. All dies sind personale Kompetenzen, die du während der eigenen Praxis ausbauen wirst.

Zu guter Letzt solltest du offen und formbar bleiben. Die Geschichte der Medizin und Psychotherapie hat gezeigt, dass Wissen nicht in Stein gemeisselt ist. Neue Erkenntnisse und neue Therapieformen ergänzen die bisherige Praxis oder treten an deren Platz. Nutze daher die Möglichkeit zur Weiterbildung. Hierzu kannst du zum Beispiel im Anschluss an deine Grundausbildung eine weiterführende Ausbildung anschließen. Du kannst Kurse und Seminare besuchen, Supervision in Anspruch nehmen oder dich mit der aktuellen Forschung befassen. So vertiefst du deine Kenntnisse und Fertigkeiten stetig und stehst einem/r Psychologischen Psychotherapeut/in in nichts nach.



Fazit: Ein guter Therapeut ist mehr als die Jahre seiner Ausbildung

 

Wirklich gut ausgebildete und geeignete Psychotherapeut/innen sind Heilpraktiker/innen für Psychotherapie also zunächst bezüglich Fachwissen, aber vor allem Fachpraxis überlegen. Insbesondere die praktische Erfahrung musst du dir nach deiner Überprüfung erst aneignen. Doch mit Engagement, Offenheit und dem Willen zur stetigen Weiterentwicklung wirst du das schaffen. Nicht umsonst werden gut arbeitende Heilpraktiker/innen von Ärzt/innen wie Patient/innen weiterempfohlen.

In anderen Bereichen wie Empathie, Kommunikationsfähigkeit, Lebenserfahrung oder den Erfahrungen aus eigenen, überwundenen Krisen bist du deinen studierten Kolleg/innen vielleicht schon heute überlegen. Du hast übrigens noch einen weiteren Vorteil. Als Heilpraktiker/in darf du alle psychotherapeutischen Verfahren anwenden, die du beherrschst. Dies bietet dir die Möglichkeit, interdisziplinär zu arbeiten und deine Intervention passgenau auf deine Klient/innen abzustimmen.

 

Daher lautet unser Fazit: Auch als Heilpraktiker/in kannst du ein/e hervorragende/r Therapeut/in werden und für die stetig wachsende Zahl an Hilfesuchenden eine echte Alternative und Bereicherung darstellen.



 

Du interessierst Dich für eine Ausbildung zum/zur Heilpraktiker/in für Psychotherapie?

Dann melde Dich jetzt zu unserem 100% kostenfreien Online-Info-Seminar an:

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 8 und 9.